Möglichkeiten von Malerei
    3. Februar - 15. April 2018

    Stephan Baumkötter · Sebastian Dannenberg · Caroline von Grone · Marta Guisande · Evelina Velkaite · Stefan à Wengen

     

    Zum Jahresbeginn zeigt das Märkischen Museum Witten in seinen sechs Wechselausstellungsräumen aktuelle Positionen der Malerei. Für die Ausstellung „Möglichkeiten von Malerei“ wurden sechs Künstler:innen eingeladen, je einen Raum zu gestalten. Dabei richtet die Ausstellung den Blick nicht auf ein spezifisches Thema oder eine Stilrichtung, sondern gibt einen konzentrierten Überblick zur aktuellen Auseinandersetzung mit der traditionellen Gattung der Malerei. Malerei kann heute vieles sein: Von traditionellen Bildthemen wie der Porträt- und Landschaftsdarstellung bis hin zu einer konzeptionellen Auseinandersetzung mit den Themen der Farbe und des Raumes. Auch der Moment der Abstraktion, in dem die Identifikation von etwas Dargestelltem hin zu einer ungegenständlichen Malerei, die sich ganz allein auf die Materialien Farbe und Leinwand bezieht, war und ist immer noch ein zentrales Thema der Malerei. In der zeitgenössischen Malerei spielen all diese Aspekte ineinander und werden von den Künstlerinnen und Künstlern auf unterschiedlichste Weise ins Bild gesetzt. Sie verdeutlichen die Vielschichtigkeit, die dem klassischen Medium der Malerei auch in unserer digitalen Welt immer noch innewohnt.   

    Im Eingangsraum sind frühe und neueste Werke der in Köln lebenden Künstlerin Marta Guisande, geboren 1965, zu sehen. Die Entstehung ihrer zurückhaltenden Gemälde geschieht durch das Abtragen und Reduzieren von zuvor aufgetragenen Farbschichten. Daraus entsteht ein besonderer Bildraum, der in Oberfläche und Tiefe nicht mehr eindeutig auszumachen ist. Vielmehr überlagern sich verschiedene Ebenen und gehen ineinander über. Das prozesshafte Suchen und Finden, welches im Entstehungsprozess eine wichtige Rolle spielt, wird in der Betrachtung nachvollziehbar: Der Blick spürt etwas Verborgenem und Nebelhaftem nach, das sich jedoch nicht greifen lässt.

    Im folgenden Raum ist eine Werkgruppe der 1982 in Litauen geborenen und im Ruhrgebiet lebenden Malerin Evelina Velkaite zu sehen. Ihre Gemälde verweigern sich zunächst einer klaren Lesbarkeit, deuten jedoch vage Räumlichkeit und Landschaftliches an. Ihren Motiven liegen oft fotografische Vorlagen zugrunde, die gezielt übermalt werden und durch den Prozess des Verschwindens zu neuen Inhalten gelangen. Aber auch das Experimentieren mit den Grenzen von Gegenständlichkeit und expressiver Abstraktion sind für ihre Arbeit wichtig.

    Der 1958 geborene und in Köln lebende Künstler Stephan Baumkötter stellt aktuelle Leinwandarbeiten aus. Seine Arbeiten werden aus vielen verschiedenfarbigen Ölstiftschichten aufgebaut. Diese Stifte haben einen hohen Pigmentanteil und ermöglichen sowohl einen lasierenden als auch deckenden Farbauftrag unterschiedlicher Dichte. Die Oberflächenbeschaffenheit seiner Werke ist von Bild zu Bild verschieden und lässt auch die zeitliche Dimension und den malerischen Prozess des stetigen Überarbeitens der anwachsenden Farbschichten sichtbar werden. Baumkötters Malerei bietet eine intensive, sinnliche Wahrnehmung an, die keine Gewissheiten vorgibt und zielt eher auf einen Betrachter, der bereit ist, sich aktiv auf das Meditative seiner Arbeiten einzulassen.

    Stefan à Wengen, 1968 in der Schweiz geboren und in Düsseldorf lebend, zeigt seine vier großformatigen Versionen der „Toteninsel“ nach Arnold Böcklin. Die Neufassungen zeigen allerdings nicht den bekannten Fährmann und sind in schwarz-weiß mit leichtem Braunschimmer gehalten. Surrealistische und oftmals bizarre oder morbide Bildthemen zeichnen den gegenständlichen Maler aus. In 2014 begann er mit der Serie „Detected Dictionary“, die sich künstlerisch mit autobiografischen Elementen à  Wengens auseinander setzt. Hierzu gehören auch Bilder des kollektiven Gedächtnisses und Werke, die für sein Schaffen von Bedeutung sind. In diesem Zusammenhang spielt die „Toteninsel“ der Schweizers Böcklin für den Künstler eine besondere Rolle, da a Wengen Böcklins Werk bereits als Kind im Kunstmuseum Basel bewundern durfte. Im Anschluss daran geht es im mittleren Raum sachlich zu.

    Der 1980 in Bottrop geborene und in Bremen lebende Künstler Sebastian Dannenberg beschäftigt sich mit den strukturellen Grundbedingungen der Malerei, mit ihrer Wirkung auf Fläche, im Raum und in der Architektur. Eigens für die Wittener Ausstellung entwickelt er Malerei-Installationen und Objekte. Architektonische Fehlstellen, Nischen, Überdachungen und Ecken sind der bauliche Ausgangspunkt für die Anlage seiner Malerei. Der Künstler verwendet alltägliche Materialien wie Bauholz, Lack und  Wandfarbe oder Flügelschrauben, die den temporären Charakter seiner Arbeit hervorheben.

    Die Hamburger Künstlerin Caroline von Grone, geboren 1963, geht auf eine ungewöhnlich konzeptuelle Weise dem Genre der Porträtmalerei nach. In Witten ist eine Auswahl von Werken aus der Serie „Double Reflection“, 2014-2017 und „ZHELDEN“, 2017 zu sehen.  Die Künstlerin sagt selbst, dass sie ihre Motive über die "Beobachtung" findet, ohne sie zu erfinden. Porträtiert werden Menschen, für die sich die Künstlerin interessiert, unabhängig von Herkunft und Lebensgeschichte. „Für mich heißt Porträtieren dokumentarisch zu reflektieren, was ist, ohne eine andere Möglichkeit auszuschließen.“, sagt Caroline von Grone.

    Ausstellungansichten

    • Ausstellungsansicht "Möglichkeiten von Malerei" mit Arbeiten von Marta Guisande

    • Ausstellungsansicht "Möglichkeiten von Malerei" mit Arbeiten von Evelina Velkaite

    • Ausstellungsansicht "Möglichkeiten von Malerei" mit Arbeiten von Stephan Baumkötter

    • Ausstellungsansicht "Möglichkeiten von Malerei" mit Arbeiten von Stefan à Wengen

    • Ausstellungsansicht "Möglichkeiten von Malerei" mit Arbeiten von Sebastian Dannenberg

    • Ausstellungsansicht "Möglichkeiten von Malerei" mit Arbeiten von Caroline von Grone