Christina Kubisch: Kupferhimmel - Eine Klanginstallation für sechs Räume im Rahmen der Wittener Tage für neue Kammermusik 2020
    3. Oktober 2020 - 17. Januar 2021

    „Kupfer Himmel“ ist eine Klanginstallation, die auf der Leitfähigkeit von Kupfer beruht und die Ambivalenz des „roten Goldes" thematisiert. Kupfer und Gold sind die ersten bearbeiteten Metalle der Menschheit. Wegen seiner guten Leitfähigkeit, seiner Korrosionsbeständigkeit und seiner antibakteriellen Wirkung, aber auch wegen seiner Schönheit fand Kupfer schon immer Verwendung in allen Lebensbereichen. Während es in der Vergangenheit  zur Herstellung von sakralen und kulturellen  Gegenständen genutzt wurde, gehört es heute wegen seiner großen Konduktivität und hohen Leitfähigkeit zu den wichtigsten elektrischen Leitern. Es ist neben Gold das einzige Metall, das in der Natur in reiner Form vorkommt.

    Kupfer hat sehr widersprüchliche Eigenschaften, es kann reinigend und desinfizierend, aber ebenso auch schädlich sein. Kupfergewinnung findet heute meist in Gegenden und Ländern mit großer Armut statt, wo oft Umweltschutz umgangen wird. Die intensive Förderung riesiger Kupferminen verseucht unwiederbringlich  ganze Landstriche. Die Nachfrage der reichen Länder nach dem Metall ist größer als die Produktionsmöglichkeiten.

    Unter einem Netz von Kupferkabeln, die unter der Decke der Wechselausstellungsräume des Märkischen Museums Witten von Wand zu Wand gespannt sind, können sich die Besucher*innen frei bewegen. Mit einem speziellen elektromagnetischen Kopfhörer, den die Künstlerin entwickelt hat, kann er Klänge empfangen, die in den Kabeln zirkulieren. Die Übertragung erfolgt durch kleine Kupferspulen, die die magnetischen Felder der Kupferkabel mittels Induktion empfangen und durch eine spezielle Elektronik in Klang transformieren. Durch verschiedene Bewegungsabläufe der Besucher im Raum entstehen individuelle Hörerfahrungen und Klangüberlagerungen, der Hörer wird selbst aktiver Mitverfasser des akustischen Geschehens.

    Im Gegensatz zur minimalistischen und gleichmäßigen Struktur der verspannten Kupferkabel findet sich in jedem der einzelnen Räume eine dichte und komplexe vierkanalige Komposition, die sich über einen längeren Zeitraum langsam verändert. Das Ausgangs-material sind Naturklänge aus Südafrika, Instrumentalklänge von Instrumenten, deren Klangkörper zum Teil oder auch ganz aus Kupfer bestehen sowie elektromagnetische Feldern, die in Asien, Europa und den USA mit einem Induktionskopfhörer aufgenommen wurden. Beim Gang durch die Installation trifft Tonmaterial verschiedener Herkunft aufeinander, das immer einen direkten oder indirekten Bezug zum Kupfer aufweist. Das Publikum wird eingeladen, sich in den sechs Räumen hörend zu bewegen, vielleicht sogar die Augen zu schließen und nur dem Klanggeschehen zu folgen.

    Text: Christina Kubisch