Birgit Werres
    14. März - 29. August 2021

    Das Märkische Museum Witten präsentiert in seinen sechs Wechselausstellungsräumen eine Einzelausstellung der Düsseldorfer Bildhauerin Birgit Werres (*1962 in Stommeln). Die Künstlerin hat bei Irmin Kamp und Tony Cragg an der Kunstakademie Düsseldorf studiert.

     

    Ausgangsmaterialien ihrer Werke sind industriell vorgefertigte Gegenstände, Fragmente, allumfassend: Dinge, die ihr ästhetisches und sinnliches Interesse wecken und Basis eines Werkes werden. Sie findet diese Materialien auf Lagerplätzen und Produktionsstätten der Industrie im Ruhrgebiet und dem Rheinland. Entdeckung und  Veränderung des Entdeckten sind die beiden großen Arbeitsschritte, die ein eigenständiges Kunstwerk bei Birgit Werres entstehen lassen. Sie verwendet Bau- und Verpackungsfolien, Schläuche, Draht und Gummibänder und Produktionsausschuss, der auf Halden zu verrotten droht. Ein „Upcycling“ geschieht aufgrund der Erkenntnis von Einzigartigkeit des Fundstückes, das ins Zentrum der jeweiligen Wahrnehmung gerückt wird. Die Herkunft und Bestimmung des Materials bleibt oftmals unbestimmt, lediglich seine ästhetischen und sinnlichen Werte werden les- und empfindbar. Durch die unmittelbare Konfrontation mit dem Objekt werden Oberflächen und Texturen der Arbeiten zudem zu einer besonderen sinnlichen Erfahrung für den Betrachter. Die Umformulierung profaner Dinge zum Kunstwerk wird durch Materialverbünde, Schichtungen, Reihungen und den massiven physischen Einsatz der Künstlerin vollzogen, die  kraftvolle Installationen, Plastiken, Wandreliefs und kleinere Objekte entstehen lassen.

    Die Ausstellung verschafft einen Überblick über das vielseitige Werk der Künstlerin, die durch ihre Arbeit mögliche Transformationsprozesse von vermeintlich Bekanntem darstellt und eine konsequente Neubewertung unserer Alltagskultur und Alltagswahrnehmung formuliert. Den ästhetischen Wert im vermeintlich Wertlosen darstellbar und konsequent fassbar zu machen ist ein übergeordnetes Anliegen von Birgit Werres. Organik und Geometrie stehen sich gegenüber, oder berühren einander. Ihre Werke entwickeln eine Dynamik im Raum, die mit der Bewegungsfülle des Barocks genauso umschrieben werden kann wie mit einer minimalistischen Äußerung, die auf alles Unnötige verzichtet und lediglich auf das verwendete Material setzt. Die sechs Wechselausstellungsräume des Märkischen Museums Witten bilden hierfür den geeigneten Rahmen: Ihre Struktur als sechs annähernd gleich dimensionierte quadratische Räume bietet die Möglichkeit zu ständig sich verändernden Sehbeziehungen von Raum zu Raum. Damit wird hier sowohl über die Raumstruktur, als auch über die Kunstwerke selbst ein aktives Sehen gefördert und gefordert, das einerseits über die Konstellationen und Wechselbeziehung der Kunstwerke innerhalb eines Raumes hinausgehen und andererseits in besonderer Weise den beschriebenen Ansätzen der in dieser Ausstellung präsentierten Werke Rechnung trägt. Birgit Werres hat eigens für die besonderen Ausstellungsräume des Märkischen Museums Witten eine großformatige, temporäre Installation errichtet.

    Gefördert von