Bewegung im Bild. Informelle Malerei trifft auf die Geste in der Fotografie
    18. Februar - 21. Mai 2017

    Das Märkische Museum Witten zeigte vom 18. Februar bis 21. Mai 2017 in seinen sechs Wechselausstellungsräumen eine Ausstellung mit Werken aus der DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt am Main. Dabei werden einige Malereien, die der informellen Kunst zuzuordnen sind, fotografischen Artefakten gegenübergestellt. Die ausgewählten Fotografien haben mit den Malereien gemeinsam, dass sie einer freien Geste entspringen. Maler wie Fotografen gehen in ausdrucksstarken Bewegungen mit ihren jeweiligen Materialien um, was ähnlich lebendige Bildkompositionen und meist abstrakte Bildsprachen entstehen lässt.

    Diese Präsentation verdanken wir der Fusion zwischen der WGZ Bank in Düsseldorf und der DZ BANK in Frankfurt am Main, die im August 2016 vollzogen wurde. Beide Institute haben Kunstsammlungen zusammengetragen, die wir in dieser Ausstellung unter dem Aspekt der gestischen Bewegung zusammenführen.

    Düsseldorf war eine Hochburg der gestischen Abstraktion in den 1950er Jahren, zu deren Künstlern Emil Schumacher, Hann Trier und Bernhard Schultze gehörten, die auch Künstler der Sammlung sind. Auch wenn die Fotografie als Ursache für die Verbreitung der abstrakten Bild-sprachen in der Malerei um 1900 gilt, da sie durch eine neue Qualität der Naturwiedergabe die Realität viel präziser abbilden konnte, hat es zu allen Zeiten auch in der Fotografie eine abstrahierende und sogar gegenstandslose Bildsprache gegeben. So führte die Entdeckung der Fotografie zur Entwicklung der »Absoluten Malerei«, die wiederum ihrerseits die Fotografie im Hinblick auf eigene abstrakte Bildkompositionen beeinflusste. Diese Tendenzen wurden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, da man die Fotografie nahezu ausschließlich als ein der Dokumentation verpflichtetes Medium verstand

    Als Gegenspieler des Informel lässt sich die »subjektive fotografie« heranziehen, die in den 1950er Jahren in Essen an der Folkwang Universität der Künste von Otto Steinert gelehrt wurde. Detlef Orlopp wäre hier zu nennen, der auch in der Ausstellung zu sehen ist. Wir haben den Gedanken der subjektiven Geste in der Fotografie in die Gegenwart erweitert, um aufzuzeigen, dass zwar Kunststile der Vergangenheit anheimfallen, die Art und Weise bestimmter Äußerungsformen aber weiter wirkt. John Chamberlain, Helena Petersen, Thomas Ruff, Jörg Sasse, Günther Uecker und viele andere stehen für diese Weiterentwicklung

      Die abstrakte Kunst wirft, wie kaum eine andere, Künstler wie Betrachter auf sich selbst zurück. Auf welche Weise werden Farben eingesetzt und aufgetragen? Und wie werden sie miteinander kombiniert? Welche Haltung liegt der Malweise zugrunde und wie kommt sie beim Betrachter an? Auf welche Handgriffe und Techniken greifen wiederum die Fotokünstler zurück, um ihre Bildidee umzusetzen?

      So lassen sich in den emotionalen Gesten der Künstlerinnen und Künstler, die in dieser Ausstellung versammelt sind, verschiedenartige Denkansätze erkennen, die sich als verwandte Ideen dennoch zusammenführen lassen.

      »Der originäre Künstler verlässt das Bekannte und das Können und wendet sich der Suche nach dem Unbekannten zu«, sagte Willi Baumeister, ein wichtiger Wegbereiter des Informel. Auch wir haben uns bei der Auswahl der Kunstwerke für diese Ausstellung von Vertrautem verabschiedet und neuen Ideen zugewandt. Wir hoffen sehr, dass die Verbindungen erkennbar sind, die wir auf den Bildern zu sehen meinen. Und selbst da, wo sie verschlossen bleiben, lohnt eine Fortsetzung der Betrachtung, um neue Beziehungen ausmachen zu können.

       

      Die Ausstellung wird im Anschluss vom 30. Mai bis 5. August 2017 im ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung in Frankfurt am Main zu sehen sein.

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