Gut vorgesorgt: Archive schließen sich zu Notfallverbund zusammen

    "Für einen Fall wappnen, der hoffentlich nie eintritt": Um bei außergewöhnlichen Ereignissen wie extremen Hochwasser, einem Brand oder einem Einsturz des Gebäudes schnell Unterstützung zu bekommen und handlungsfähig zu bleiben, haben sich die Archive der neun kreisangehörigen Städte und des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie der Stadt Hagen zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen.

    Als im März 2009 das Kölner Stadtarchiv plötzlich in sich zusammenstürzte, die historischen Unterlagen dabei verschüttet und verdreckt, teilweise schwer beschädigt wurden, waren nicht nur Archivarinnen und Archivare entsetzt. "Dass so etwas passieren könnte, hatte niemand vorhergesehen. Dieses Ereignis, aber auch die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr, haben gezeigt, wie wichtig Vorsorgemaßnahmen sind, um wertvolles Kulturgut zu schützen", sagt Kreisarchivarin Stephanie Pätzold.

    Dazu zählt die Idee, einen Notfallverbund zu gründen: Die beteiligten Archive erklären unter Beibehaltung ihrer jeweiligen institutionellen Eigenständigkeit ihre Bereitschaft, im Notfall ihre personellen und sachlichen Ressourcen zu bündeln und die zum Schutz des Kulturgutes zu leistenden Aufgaben in gegenseitiger Unterstützung zu bewältigen. Eine entsprechende Vereinbarung haben die elf beteiligten Kommunen nun im Kreishaus unterschrieben.

    "Das erspart im Notfall, wenn die Zeit drängt, langwierige Recherchen, beispielsweise bei der Suche nach Zwischenlagern oder Gefrierräumen, und es schafft Gewissheit, dass rasch und zu jeder Zeit fachlich kompetente Helferinnen und Helfer sowie hinreichend Material zur Verfügung stehen", erklärt Pätzold. "Damit wappnen wir uns bestmöglich für einen Fall, der hoffentlich nie eintritt."

    Doch nicht nur im Ernstfall arbeiten die Stadtarchive und das Kreisarchiv nun zusammen. Vielmehr ist ein regelmäßiger Austausch geplant, auch gemeinsame Schulungen und Notfallübungen sind Teil der Vereinbarung. "Das ist sinnvoll und wichtig für den Kulturgutschutz in der Region und ein sehr gutes Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit, von der alle profitieren", sagte Landrat Olaf Schade bei der gemeinsamen Unterzeichnung. (Quelle: Pressemitteilung des Ennepe-Ruhr-Kreises vom 12. August 2022)


    Was lange wächst…:  Witten freut sich über einen weiteren wichtigen Schritt

    Wittens Stadtarchiv-Leiterin Dr. Martina Kliner-Fruck begrüßt die Gründung des Notfallverbunds als wichtigen neuen Schritt! Die Historikerin freut sich über eine viele Jahre gewachsene Zusammenarbeit: „Die Stadtarchive Witten, Hattingen und Sprockhövel arbeiten bereits seit Mitte der 1990er-Jahre im EN-Verbund „Arbeitskreis der EN-Archive“ zusammen. Mit den anderen Kommunalarchiven im EN-Kreis ist die Zusammenarbeit bis heute weitergewachsen“, freut sich Kliner-Fruck. „Zusammen mit dem LWL-Archivamt für Westfalen haben wir uns gemeinsam engagiert für die gesetzlich vorgeschriebene Einrichtung eines EN-Kreisarchivs. Seit Mitte der 1990er Jahre treffen wir uns als Arbeitskreis der EN-Archive zweimal jährlich, zusätzlich zum eher alltäglichen Fachaustausch am Telefon und via E-Mail.“ Keine Frage also, wenn man Kliner-Frucks Blick in die Entwicklungen folgt, dass der Notfallverbund eine starke gemeinsame Sache ist.

     

    Bild: Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs Witten, und Bürgermeister Lars König (Mitte) unterzeichnen für Witten die Vereinbarung zum Notfallverbund. 
    Foto: Stadt Witten, Jörg Fruck