Das Kulturforum Witten und der Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (VOHM) haben mit ihrem Projektkonzept HEIMAT RELOADED die Jury auf ganzer Linie überzeugt und den Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“ mit einem Preisgeld von 50.000 Euro gewonnen.
Wie kann eine heimatgeschichtliche Sammlung für eine Stadtgesellschaft, greifbar und erlebbar werden? Wie kann sie im besten Fall Identität schaffen? Das Wittener Projekt HEIMAT RELOADED hat sich genau das zum Ziel gesetzt. Am Donnerstag, 28. September wurden in Berlin feierlich die Gewinner des vom Museum für Naturkunde Berlin und der Organisation Wissenschaft im Dialog (WiD) ausgelobten Preises bekannt gegeben. Aufgrund des besonders zukunftsweisenden Projektkonzepts erhält das Kulturforum und der VOHM sowie zwei weitere Preisträger zur Umsetzung ihrer Ideen jeweils 50.000 Euro.
„In den letzten zwei Jahren sind der VOHM und das Kulturforum Witten mit Märkischen Museum und Stadtarchiv zusammengewachsen und haben mit dieser Auszeichnung heute gezeigt, welche Kraft in dieser Zusammenarbeit steckt“, freut sich Hiram Kümper, Vorsitzender des VOHM. Die Vorständin des Kulturforum Witten, Jasmin Vogel, ergänzt: „Dieser Preis ist für uns damit auch der Beleg für unser neues Verständnis des Miteinanders.“
Zusätzlich zum Preisgeld werden während der einjährigen Umsetzungsphase die prämierten Projekte mit Workshops und Schulungen rund um Citizen Science und Wissenschaftskommunikation begleitet. Außerdem werden sie in das Citizen-Science-Netzwerk der Plattform Bürger schaffen Wissen sowie in vielfältige Kommunikationsmaßnahmen mit einbezogen.
Witten wird mit heimatgeschichtlichem Projekt prämiert
Das alte stadtgeschichtliche Museum wiederaufleben zu lassen, in zeitgemäßer Form, mit Beteiligung aller interessierten Bürgerinnen und Bürger – das ist die Idee von HEIMAT RELOADED. Die Sammlung, an die sich viele Wittenerinnen und Wittener noch lebhaft erinnern, schlummert bislang in einem Depot des Märkischen Museums in Annen. „Die orts- und heimatgeschichtliche Sammlung kultur- und alltagshistorischer Objekte, wurde seit Jahrzehnten nicht mehr gezeigt und ist auch schon lange nicht mehr in einem Zustand, dass sie gezeigt werden könnte. Dabei bestehen in der Bevölkerung eine Erinnerung und ein reges Interesse an dieser Sammlung“, erläutert Christian Brinkmann vom VOHM zum Hintergrund des Projekts. Die Sammlung soll also revitalisiert werden – aber nicht auf konventionelle Weise.
In einem Testlauf im Sommer wurden im Rahmen des Wettbewerbs bereits einzelne Stücke aus der Ausstellung abwechselnd in einem Ladenlokal im Untergeschoss der Stadtgalerie ausgestellt und gleichzeitig über die Website des Kulturforum Witten präsentiert. Zu jedem Exponat wurden Fragen gestellt, die nicht nur darauf abzielten, eine öffentliche Beteiligung anzuregen, sondern sie sollten die Grundlage schaffen, die Sammlung auf ihre Relevanz hin zu prüfen, Exponate mit Geschichten und Emotionen zu belegen und Forschung aus der Bürgerschaft anzuschieben. „Das angemietete Ladenlokal wurde dabei zum Treffpunkt und Ort der Vernetzung Heimatinteressierter“, blickt Christian Brinkmann zurück. Mit dem nun gewonnen Preisgeld kann das Kulturforum Witten und der VOHM weitere Exponate der Sammlung hervorholen und mit Geschichten wiederbeleben. Am Ende mündet das Projekt dann nicht nur in einem aufgeräumten Depot, sondern in einer Sammlung, die die Geschichte und Identität aller Wittenerinnen und Wittener abbildet und bestenfalls in einer heimatkundlichen Ausstellung mit alten Exponaten und neuen Erkenntnissen im Märkischen Museum Witten.
„Dieses Projekt steht für lebendige Stadtgeschichte. Persönliche Erinnerungen unserer Bürgerinnen und Bürger werden gesichert und können als besonderes Erbe an zukünftige Wittenerinnen und Wittener vermacht werden“, meint Bürgermeister Lars König. „Es freut mich, dass das Projekt HEIMAT RELOADED mit diesem Preis bundesweite Beachtung findet und anderen Kommunen als Vorbild für den Umgang mit ihrer in Vergessenheit geratenen orts- und heimatgeschichtlichen Sammlung dienen kann.“
Weitere Preisträger kommen aus Hamburg und Saarbrücken
Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern zu forschen, ist ebenfalls das Ziel der beiden ganz unterschiedlichen Projekte, die neben Witten ebenfalls Preisträger des Wissenschaftswettbewerbs geworden sind: Das Projekt „Microbelix – mikrobielle Artenvielfalt im Saarland“ untersucht gezielt Räume mit besonders hoher biologischer Diversität. Hierzu sammeln Bürgerinnen und Bürger im Rahmen geführter Touren Bodenproben, um mikrobielle Artenvielfalt sichtbar zu machen. Der Zusammenhang zwischen Nachbarschaft, Wohnverhältnissen und Gesundheit soll im Projekt „Community Health – Gesundheit und Wohnen auf der Veddel“ auf der Hamburger Elbinsel erforscht werden, um die Wohnverhältnisse nachhaltig zu verbessern.
Der Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“ wird von Wissenschaft im Dialog und dem Museum für Naturkunde Berlin in enger Zusammenarbeit mit der Citizen-Science-Plattform Bürger schaffen Wissen umgesetzt. Gefördert wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Alle Informationen zum Wettbewerb gibt es unter: citizenscience-wettbewerb.de