Historisches Haus Witten

    Geschichte von Haus Witten

    Die Geschichte von Haus Witten reicht weit in die Vergangenheit zurück. Zweck und Aussehen des ehemaligen Gerichtsherrensitzes wurden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder verändert.


    Der Bau

    Mit dem Bau des Hauses wurde Ende des 15. Jahrhunderts begonnen. Franko von Witten, damaliger Gerichtsherr, ließ zunächst nur einen Palas (Wohnteil der Burg) und einen Wohnturm errichten. Nachdem 1510 die Gerichtsherrenrechte an die Familie von Brempt übergegangen waren, erfolgte der Ausbau des Herrensitzes zu einer repräsentativen Burganlage.
    Die heute noch erkennbaren baulichen Grundzüge entstanden zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als die damaligen Hausherren von der Recke Haus Witten im barocken Stil ausbauen und erweitern ließen. Das äußere Erscheinungsbild dieser Zeit zeigt ein Gemälde von 1710, das im Konferenzraum hängt. Darauf ist das Gebäude als Vierflügelanlage mit markanten Ecktürmen sowie der Gartenanlage und der Orangerie auf der gegenüberliegenden Seite der heutigen Ruhrstraße zu sehen.


    Im Wandel der Zeit

    Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einer einschneidenden Nutzungsänderung: 1788 wurde das Gebäude an den Schwelmer Unternehmer J.F. Lohmann verpachtet, der hier fortan nicht nur wohnte, sondern auch eine Stahl- und Feilenfabrik errichtete. Das Äußere des Hauses wurde dem Zeitgeschmack angepasst. So erhielt der an der Ruhrstraße gelegene Eckturm anstelle eines Daches einen „wehrhaften“ Zinnenkranz. Fabrikhallen und Werkstätten wurden neu gebaut. Bis zum Jahr 1939 diente das Haus als Produktionsstätte. Ab 1937 wurden Teile des Gebäudes von der Hitlerjugend genutzt.


    Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

    500 Jahre hatte Haus Witten allen Widrigkeiten der Geschichte getrotzt, als es die Bomben gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sozusagen „über Nacht“ zur Ruine machten. Nur der Turm an der Ruhrstraße und ein Teil des angrenzenden Wohntraktes blieben erhalten und waren noch bis 1965 bewohnt. Von den anderen drei Flügeln blieben nur die Außenmauern stehen, die allerdings aus Sicherheitsgründen teilweise abgetragen werden mussten. Die Mauern der Ruine wurden in den Jahren 1975 bis 1990 in mehreren Bauphasen gesichert.


    Der Wiederaufbau

    Zu Beginn der Planung des Wiederaufbaus im Jahr 1990 legten das Westfälische Amt für Denkmalpflege und die Stadt Witten als Untere Denkmalbehörde einvernehmlich fest, was als Baudenkmal geschützt ist: nicht Haus Witten in seiner Gestalt vor dem Zweiten Weltkrieg, sondern die Substanz der Ruine. Die Denkmalpflege sah ihre Aufgabe deshalb nicht darin, durch Ergänzungen der Fragmente ein früheres Erscheinungsbild wiederherzustellen. In erster Linie ging es darum, die Substanz zu erhalten, die mit vielfältigen Spuren von früheren Erweiterungen, von Beschädigungen mit Wiederherstellungen, von Umbaumaßnahmen und Überformungen Zeugnis einer langen und wechselvollen Geschichte ist.

    Zwischen 1989 und 1992 wurden archäologische Untersuchungen um und im Haus Witten durchgeführt, deren Ergebnisse 1992 im Wesentlichen vorlagen. (Interessantes Detail: Die Untersuchungen ergaben, dass der Ort, an dem Haus Witten steht, bereits in der Steinzeit und in der römischen Kaiserzeit ein Siedlungsplatz im Ruhrtal war, im gesamten Mittelalter aber unbesiedelt blieb.) Am 22. November 1992 konnte die Grundsteinlegung für den Neubau durch den damaligen Minister für Stadtentwicklung, Franz-Josef Kniola, erfolgen.

    Der Vorgabe der Denkmalpflege folgend, entwickelten die beauftragten Architekten die Überlegung, die Neubauteile nicht nur konstruktiv, sondern auch gestalterisch von der Denkmalsubstanz abzusetzen. Dadurch ist der Ruinencharakter des Baudenkmals auch nach dem Ausbau deutlich erkennbar. Haus Witten ist somit eines der inzwischen selten gewordenen Geschichtszeugnisse, an denen die Spuren der Kriegszerstörung weiterhin sichtbar bleiben.


    Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen

    Das Land Nordrhein-Westfalen hat die Wiederherstellung von Haus Witten in großem Umfang gefördert. 80 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 18 Millionen DM wurden aus Bundes- und Landesmitteln bereitgestellt. Die Planung des Wiederaufbaus erfolgte durch die Architekten Prof. Hans-Busso von Busse und Prof. Eberhard Carl Klapp, Essen.


    Neueröffnung im Jahr 1996

    Am 8. Juni 1996 wurde Haus Witten durch den damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Dr. Johannes Rau sowie den damaligen Bürgermeister der Stadt Witten Klaus Lohmann eröffnet. Es ist nunmehr neben Haus Herbede die zweite öffentliche Begegnungsstätte in Witten, die sich in einem historischen Gerichtsherrensitz befindet.